All Energy Experts - Blogbeitrag - Wärmenetze
Category :

Das neue Förderprogramm für innovative Wärmenetze abseits der KWK ist im letzten Jahr gestartet: Eine Teilnahme lohnt sich, denn Förderungen für Konzepte in Höhe von bis zu 60 % winken, in der Umsetzungsphase bis zu 50 %.

Zusammenfassung

Das neue Förderprogramm Wärmnetze 4.0  ist für Nicht-KWK-Netze mit einem hohen Anteil regenerativer und innovativer Energien interessant und winkt mit Förderungen von bis zu 50 %. Gefördert werden auch die Machbarkeitsstudie und der Vertrieb. Für das am 1.7.2017 gestartete Programm liegen erste Erfahrungen zu Machbarkeitsstudien vor. Einfache Netze haben keine Chance, vielmehr geht es um innovative Konzepte mit Wärmepumpen, Solarthermie oder Geothermie und weniger als 50 % Biomasse. Die Komplexität des Förderverfahrens ist nicht zu unterschätzen, wird allerdings durch die durchgehende, recht hohe Förderung mehr als ausgeglichen.

Was ist nun der Hintergrund und die Zielsetzung des Programms?

Mitte letzten Jahres ist ein Förderprogramm für innovative Wärmenetze, also Wärmenetze außerhalb von KWK, gestartet worden. Da die Förderungen beträchtlich sind und von der Erzeugung über die Verteilung bis zur Übergabe gelten, lohnt sich ein tieferer Blick.

EE-Wärme (Wärme aus Erneuerbaren Energien) wird aktuell noch nicht wirklich gefördert, nur die vermeintlich ökologisch nachteiligere KWK-Wärme: Also ein in erster Linie ein idiologisches Problem, das mit dieser Förderung  angegangen wird. Es gibt aber auch einen handfesten Grund: Die Dekarbonisierung wird nur unter Einbeziehung der Wärmeversorgung gelingen.

Im Gegensatz zu bisherigen Programmen wird mit diesem ein Wärmesystem gefördert, d.h. von der Erzeugung über die Verteilung bis zur Übergabe. Und auch vertikal von der Machbarkeitsstudie über die Planung und Investition bis zum Vertrieb. Anschließend kann man sogar eine Evaluation fördern lassen. Das ist ein neuer Ansatz!

Mit diesem Programm kann man sich Kalte Nah-Wärmenetze, Geothermie mit Bohrung oder auch den Aus- und Umbau von Wärmesystemen fördern lassen.  Bei der Transformation/Erweiterung kommt es auf das Endprodukt an: Das muss innovativ sein – dazu gleich mehr!

Das Programm läuft zunächst bis Ende 2020, wird aber wohl verlängert, insofern kann man grundsätzlich von einer Förderung für die nächsten Jahre ausgehen, vielleicht aber mit leicht modifizierten Bedingungen ab 2021.

Nach Auskunft der Bafa laufen aktuell hauptsächlich die Machbarkeitsstudien, die Grundlage für die Förderung in Stufe 2 sind. Investitionsförderungen werden dann ab dem nächsten Jahr erwartet. Die Anzahl der Förderungen ist im hohen zweistelligen Bereich, Tendenz kontinuierlich steigend.

Für dieses Förderprogramm gilt das absolute Kumulierungsverbot: Keine anderen Förderungen dürfen in Anspruch genommen werden, also weder nach KWK-G oder das Marktanreizprogramm MAP für Wärmepumpen noch eine Förderung der KfW z.B. für Infrastrukturen.

Wie hoch ist die Förderung?

Für die Machbarkeitsstudie gibt es eine Basisförderung von 50 % bis zu einem Betrag von 600 t€, KMUs erhalten eine zusätzliche Förderung von 10%-Punkten. Für die Investitionen berechnet sich die Förderhöhe wie folgt: Die Ausgangs- und damit Minimalförderung beträgt 20 %. Weiter 10%-Punkte erhalten KMUs, dann erhält man für günstige Preise unter 120 €/MWh im Mischpreis brutto noch einen Bonus von bis zu 10 %-Punkten, für 50% regenerative Wärme übersteigende Anteile auch noch bis zu 10 %-Punkte extra: Also bis zu 50 % in Summe!

Die Basis ist alles: Planung, Investitionen in Anlagen und Netze mit Hausanschlüssen.

Neu ist auch die Förderung von Marktunterstützungsmaßnahmen, also der Vertrieb: Hier sind 80 % bis zu einer Höhe von 200.000 € förderfähig. In Zusammenarbeit mit FHs und Unis ist auch die Evaluation förderfähig mit bis zu einer Million Euro.

Was sind nun die Rahmenbedingungen für das zu fördernde System?

  1. Ein klimaschonender, innovativer Energieträger muss mindestens 50 % der verkauften Wärme ausmachen, davon wiederum höchstens 50% aus Biomasse: Ein reines Holzprojekt fällt also durch, genau wie reines Biogas oder Bioöl-KWK.
  2. Die Kosteneffizienz steht im Mittelpunkt: Der Mischpreis darf maximal 120 €/MWh betragen. Das sollte ohnehin machbar sein, ansonsten werden Sie auch keine Kunden bekommen. Hier gilt der Mischpreis als Umsatz aus Wärmelieferung geteilt durch verkaufte Wärmemenge.
  3. Das Projekt hat eine Mindestgröße: Die Förderung greift erst ab 100 Abnahmestellen und mehr als 3 GWh Jahresabsatz. Kleinere Projekte sind unter besonderen Bedingungen auch förderfähig.
  4. Jetzt kommen wir zu einem kritischen Punkt, der insbesondere für Umbauprojekte ein Thema sein wird: Die Temperatur im Vorlauf darf 95°C nicht überschreiten. In Bestandsnetzen ist das eher ein Problem in der Auslegung, da die Temperaturdifferenz die transportierbare Wärmemenge begrenzt. Wenn Sie vorher ein Netz mit 110 / 55 gefahren haben und nun auf 95/55 runter gehen, müssen Sie die Fließgeschwindigkeit um 37,5 % anpassen. Aber vielleicht können Sie ja die Rücklauftemperatur zeitgleich senken – die hohe Kunst der Fernwärmeversorgung.
  5. Wärmespeicher sind wichtig: Das Wärmesystem sollte über saisonalen Wärmespeicher verfügen, falls nicht, muss es begründet werden. Da es noch keine Anträge für Investitionen gibt, existiert auch keine Aussage, ob von dieser Ausnahme Gebrauch gemacht wird. Saisonale Speicher gibt es eben noch nicht so viele…
  6. Weiteres Kriterium ist Sektorenkopplung und Strommarktdienlichkeit: Alle Anlagen müssen so geplant und errichtet werden, dass diese zur Stabilisierung des Stromnetzes eingesetzt werden können, d.h. steuerbar sind.

Genaue Bedingungen finden Sie hier. Die obige Auflistung stellt nur eine unverbindliche Zusammenfassung dar. Die Kurzstudie, die zur Entstehung des Förderprogramms führte, finden Sie hier.

Sie wollen mehr wissen und abklären, ob das Wärmenetze-Programm etwas für Sie ist? Nehmen Sie einfach Kontakt auf: Unser Angebot an Sie: Wir klären in einem halbstündigen Telefonat die Grundlagen und prüfen, ob Sie grundsätzlich für das Programm in Frage kommen – natürlich kostenfrei! Vereinbaren Sie gleich hier einen Termin mit unseren Experten!